Andacht

Wo bist du zu Hause? Bist du bei dir zu Hause?

Wenn du bei dir im Leben nicht wirklich zu Hause bist, wenn du unzufrieden bist, wenn du Stille, dein Inneres nicht aushalten kannst: Lade Jesus ein!

Jesus schickt uns zum Beten in ein »stilles Kämmerlein«, wo wir nicht von Menschen gesehen werden. Brauchen wir wirklich Momente, die wir nicht in unseren Status stellen bzw. auf INSTA posten — Raum und Zeit mit uns und Gott?

Warum haben viele Menschen Probleme mit der Stille? Die einen sagen: »Ich bin zu beschäftigt. Ich habe dafür keine Zeit, keine innere Ruhe.«

Ich sage das wertfrei: Rede nicht so viel über deine Krankheiten. Hör zu, was sie dir sagen wollen. In permanenter Betriebsamkeit finden wir Ablenkung, aber keinen inneren Frieden. Andere sagen: »Man soll sich nicht so viel mit sich selbst beschäftigen. Es geht doch vielmehr um die anderen, um den Nächsten.« Das ist christlich gedacht.

Ja, manche drehen sich im Leben nur um sich, arbeiten pausenlos an ihrer Selbstoptimierung, geben Geld für Schönheits-OPs aus oder sind narzisstisch veranlagt. Jedoch, manche verlieren vor lauter Außenorientierung sich selbst: Jesus fasst zusammen:

»Wenn du Gott mit deinem ganzen Herzen liebst, dann sollst du deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Wer eigene Grenzen nicht wahrnimmt, kann krank werden.

Wieder andere sagen: »Ich habe Angst und Respekt davor, was zu Tage kommt, wenn ich mich mit meinem Inneren beschäftige.« Ich halte das lieber unter Verschluss.

Was trifft bei dir zu? Welches Argument würdest du hinzufügen? Oder bist du mit dir im Reinen? Bist du bei dir und in dir zu Hause? Die Bibel erzählt im Lukasevangelium Kapitel 19 von einem Mann namens Zachäus. Zachäus war ein kleiner Mann. Er musste auf einen Baum klettern, um Jesus sehen zu können, als er durch Jericho ging. Zachäus war ein Zolleintreiber. Er hat für die unbeliebte Besatzungsmacht der Römer die Steuern eingetrieben und die Zölle kassiert. Wie die Geschichte erzählt, haben die Zöllner oft mehr eingenommen, als rechtens war. Wenn Zachäus spontan die Hälfte seines Vermögens den Armen geben konnte; und wenn er jemanden finden sollte, den er betrogen hat, ihm das Vierfache zurückzahlen konnte: Dann hatte er unverschämt viel dreckiges Geld!

Wurde Zachäus als kleiner dicklicher Junge gehänselt? Wurde er beim Schulsport als letzter in die Mannschaft gewählt? War er unter den Kindern Jerichos ein Außenseiter? Als Erwachsener hat er sich jedenfalls einen Beruf, eine Stellung, einen Platz gewählt, durch den er auch was war. Er hat allen gezeigt: Aus mir wird mal was Besonderes! Zachäus hatte seine »Außenseiterrolle« perfektioniert und ist Zöllner geworden. Er wusste ja, wie es sich anfühlt, unbeliebt zu sein. Zachäus hat aus seinem Talent, die Außenseiterposition auszuhalten, aus seiner Gewohnheit, eben nicht dazu zu gehören, Kapital geschlagen. Aber Zachäus war nicht glücklich. Er war stinkreich, aber nicht bei sich zu Hause. Er suchte etwas. Ob dieser Jesus etwas hat, das mir guttut? Und bei seiner Suche nach innerem Frieden, machte sich Zachäus wieder zum Ei, wie immer. Er kletterte mit seinen schicken Klamotten auf einen Baum, um Jesus wenigstens sehen zu können. Das Berührende geschieht: Jesus bleibt stehen und sagt: »Ich will in dein Haus.« Zachäus nimmt Jesus mit heim. Er hat nicht aufräumen können. Im Haus von Zachäus ist viel »nichtjüdisches« drin, »unreine« Römerspeisen zum Beispiel; überall stinkt es nach schmutzigem Geld, nach Betrug und Verletzung, nach Wut und Sünde … das volle Programm. Zachäus war nicht mehr gerne bei sich zu Hause. Er suchte eine Veränderung, aber kam selbst nicht raus. Den Weg, den er sich gesucht hatte, mit seinem Leben klar zu kommen, hat ihn steinreich gemacht – aber er war nicht glücklich, nicht zufrieden, nicht bei sich. Kennst du das? Zachäus dachte: Vielleicht bringt Jesus das Neue, das Gute, die Veränderung, von der ich nicht weiß, wie sie aussieht, aber von der ich weiß, dass ich sie brauche? Vielleicht kann Jesus machen, dass ich mich in mir wieder zu Hause fühle, wohl fühle? Vielleicht hat Jesus einen Gedanken, eine Idee, eine neue Perspektive, die möglich macht, dass ich wieder bei mir zu Hause sein kann? Inneren Frieden finde?

Manche haben Angst davor, Jesus in ihr Haus zu holen. Sie denken, wenn Jesus alles sieht, was ich denke, was ich für Schutzmauern und Gewohnheiten um mich aufgebaut habe, wie ich mich vor anderen gebe, um nach außen irgendwie glücklich zu erscheinen – wenn Jesus das ganze Kartenhaus sieht, das ich zum Schutz vor weiteren Verletzungen um mein Leben aufgebaut habe: Das kann böse enden. Jesus will dann sicher, dass ich alles ändere, dass ich dieses oder jenes mache, dass ich dieses oder jenes nicht mehr mache. Ach, die ganzen »Du sollst!«, »Du musst!«, »Du darfst nicht!« – die will ich nicht. Davor habe ich Angst. Weil – das ist ja ungewohnt.

Schauen wir nochmal in die Geschichte: Was macht Jesus bei Zachäus, in seinem Haus voller unrechtmäßigem Geld? – Nichts. Jesus sagt nichts und macht nichts. Er ist einfach da. Jesus ist einfach nur da. Kein Zeigefingerwackeln, kein »Du musst!« oder »Du sollst!«. Jesus richtet nicht. Jesus verurteilt Zachäus und seine Lebensstrategie nicht. Jesus sieht doch seine ganze Geschichte, seine Beweggründe, seine inneren Wunden. Jesus ist einfach da. Seine Annahme, seine Liebe, sein Verständnis, sein »Hinter-die-Beweggründe-Schauen« hilft Zachäus, bei sich zu Hause zu sein, sich selber zu verstehen, bei sich anzukommen.

Und was passiert? Zachäus erkennt selbst: Ich will etwas ändern, weil dieser innere Frieden, den Jesus in mein Leben bringt, ist viel mehr wert als Geld, Reichtum und Wohlstand. Die eigene Schulderkenntnis macht Zachäus frei. Ehrlich, authentisch und wahrhaft mit Jesus fühlt sich richtig gut an.

Was lernen wir aus dieser Geschichte?
Wenn du bei dir im Leben nicht wirklich zu Hause bist, wenn du unzufrieden bist, wenn du Stille, dein Inneres nicht aushalten kannst: Lade Jesus ein! Sag: Jesus, ich gebe dir die Erlaubnis: Komm in mein Haus, komm in mein Herz, komm in mein Leben!

Du brauchst davor keine Angst haben. Jesus wackelt nicht mit dem Zeigefinger. Er wird dich nicht runderneuern. Er weiß doch, was dich zu dem gemacht hat, der du bist. Jesus liebt dich.

Und dann erlebe wie Zachäus: Veränderung, Freude, Freiheit und wieder Frieden im eigenen Leben. Mit Jesus bei sich zu Hause sein. Das ist schön. Gerne helfen wir dir auf diesem Weg.

Es grüßen dich herzlich die Kirchvorsteher, alle Mitarbeiter und dein Pfarrer Hartmut Stief